Zur Ausbildung

Ablauf der Ausbildung

Die Vorbereitung für die analytische Tätigkeit ist gar nicht so leicht und einfach, die Arbeit ist schwer, die Verantwortlichkeit groß. Aber wer eine solche Unterweisung durchgemacht hat, selbst analysiert worden ist, von der Psychologie des Unbewußten erfaßt hat, was sich heute eben lehren läßt, in der Wissenschaft des Sexuallebens Bescheid weiß und die heikle Technik der Psychoanalyse erlernt hat, die Deutungskunst, die Bekämpfung der Widerstände und die Handhabung der Übertragung, der ist kein Laie mehr auf dem Gebiet der Psychoanalyse. Er ist dazu befähigt, die Behandlung neurotischer Störungen zu unternehmen, und wird mit der Zeit darin alles leisten können, was man von dieser Therapie verlangen kann.
Sigmund Freud, Die Frage der Laienanalyse (1917)

 

Die Ausbildung in Psychoanalyse und psychoanalytischer Psychotherapie im Salzburger Arbeitskreis für Psychoanalyse

Inhalte der Ausbildung
Voraussetzungen für die Zulassung
Verlauf der Ausbildung
Abschluss der Ausbildung

Die berufsbegleitende Ausbildung nach dem Curriculum Psychoanalyse/Psychoanalytische Psychotherapie im SAP ermöglicht Ihnen eine anerkannte Berufstätigkeit als Psychoanalytiker und Psychotherapeut*. Sie beruht auf dem Wissensstand der vielfältigen und internationalen Entwicklung der wissenschaftlichen Psychoanalyse seit ihrer Begründung durch Sigmund Freud. Klassische, moderne und aktuelle Konzepte der Psychoanalyse und ihrer Anwendungen werden dabei im SAP in Ausbildung, Theorie und Technik fundiert vermittelt. Dies fördert die Bildung Ihrer individuellen psychoanalytischen Fachkompetenz und Berufsidentität, welche durch eine in Form der eigenen Lehranalyse gebotenen umfassenden Selbstreflexion und Persönlichkeitsentwicklung sowie die Verbindung von Theorie und Praxis charakterisiert ist.

Die Ausbildung im SAP erfolgt entsprechend den Bestimmungen des Österreichischen Psychotherapiegesetzes und erfüllt die inhaltlichen Erfordernisse eines psychotherapeutischen Fachspezifikums, welches mit der Zusatzbezeichnung “Psychoanalyse/Psychoanalytische Psychotherapie“ die Eintragung in die Psychotherapeutenliste des Gesundheitsministeriums ermöglicht.

Das Ziel der psychotherapeutischen Ausbildung ist es, Sie als zukünftigem Psychoanalytiker die Wirksamkeit des psychoanalytischen Prozesses erleben zu lassen, Ihnen die Theorien der Psychoanalyse zu vermitteln, Sie auf die praktische Tätigkeit in der Anwendung der psychoanalytischen Methode vorzubereiten und Sie zur Ausübung der Psychoanalyse und psychoanalytischen Psychotherapie in unterschiedlichen institutionellen und ambulanten Behandlungssettings zu befähigen.

Die psychoanalytische Ausbildung umfasst:

  • die psychoanalytische Selbsterfahrung in Lehranalyse und Gruppenanalyse;
  • die theoretische Ausbildung in Form der Teilnahme an den vorgeschriebenen Seminaren und wissenschaftlichen Veranstaltungen des SAP sowie der österreichischen Arbeitskreise für Psychoanalyse in Ausbildungskooperation;
  • ein psychiatrisch-psychotherapeutisches Praktikum;
  • die Durchführung von Psychoanalysen / psychoanalytischen Psychotherapien unter Supervision;
  • mehrere eigene Fallvorstellungen im Rahmen kontinuierlicher Gruppensupervisionen;
  • eine wissenschaftliche Arbeit mit Vortrag im allgemeinen Seminar des SAP;
  • sowie eine theoretisch fundierte Falldarstellung (Abschlussfall) im Abschlusskolloquium.


Die Voraussetzungen für die Zulassung zur Ausbildung sind:

  • ein abgeschlossenes geistes- human- sozial oder naturwissenschaftliches Hochschulstudium auf Magister- bzw. Master-Niveau oder höher (Ausnahmen von dieser Bestimmung können auf Grund einer besonderen Eignung des Aufnahmebewerbers durch die Ausbildungskommission beschlossen werden).
  • die erfolgreiche Absolvierung des psychotherapeutischen Propädeutikums;
  • die Vollendung des 24. Lebensjahres;
  • ein schriftliches Ansuchen mit Lebenslauf und Motivationsschreiben;
  • ein positives Aufnahmegespräch mit der Ausbildungsleitung sowie drei weiteren Lehranalytikern des SAP.

Der Abschluss eines Studiums oder einer gleichwertigen Ausbildung an einer Hochschule oder Fachhochschule ist von uns gefordert, da die Ausbildung in Psychoanalyse/Psychoanalytische Psychotherapie wissenschaftliche Fertigkeiten und eine am Menschen und der Gesellschaft orientierte Grundausbildung auf Hochschulniveau zur Voraussetzung hat.

Der Verlauf der Ausbildung setzt sich zusammen aus:

  1. der Selbsterfahrung – mindestens 400 Stunden Lehranalyse und 60 Stunden Gruppenanalyse;
  2. theoretischen und klinischen Seminaren im Ausmaß von 400 Stunden, welche zumeist an Wochenenden, überwiegend in Salzburg, aber auch in Innsbruck, Linz oder Graz angeboten werden und innerhalb von 4 Jahren absolviert werden können;
  3. einem Praktikum entsprechend dem österreichischen Psychotherapiegesetz im Ausmaß von 550 Stunden;
  4. der praktische Anwendung von Psychoanalyse und psychoanalytischer Psychotherapie im Ausmaß von mindestens 600 Sitzungen unter Einzel- und Gruppen-Supervision im Ausmaß von insgesamt 160 Stunden.

Ein wesentliches Element der Ausbildung ist die Lehranalyse, welche Ihnen eine intensive Selbstreflexion der eigenen Person, Ihrer Lebens- und Familiengeschichte, ihrer Beziehungsgestaltungen, Ihrer Leiblichkeit und Sexualität sowie individueller und zwischenmenschlicher Idiosynkrasien auf Grundlage der Wirkungsweisen des Unbewussten ermöglicht. Diese Selbsterfahrung befähigt Sie, mithilfe ihres erlebten Erfahrungswissens sich aus alten Verstrickungen, Schwierigkeiten und Ängsten zu lösen, selbständig psychoanalytisch nachzudenken, Vorstellungen zu entwickeln, autonom zu entscheiden und auch andere, psychisch oder psychosomatisch leidende Menschen einfühlsam und hilfreich zu behandeln.

Sie wählen sich dafür aus der Liste der Lehranalytiker jemanden zur Durchführung der Lehranalyse (psychoanalytische Selbsterfahrung) und können mit dieser nach Zulassung zur Ausbildung und Abschluss des Ausbildungsvertrags mit dem SAP sofort beginnen.

Nach 6 Monaten andauernder Lehranalyse kann sodann auch mit der Teilnahme an den theoretischen und klinischen Seminaren begonnen werden.

Theoretische und praxisorientierte Seminare bieten ein differenziertes Wissen über die Entwicklung der psychoanalytischen Konzepte von und seit Freud, über psychoanalytische Entwicklungspsychologie, Krankheitslehre, unterschiedliche Behandlungstechniken und Anwendungsmöglichkeiten, aber auch über gesellschaftliche und kulturkritische Dimensionen psychoanalytischen Denkens.

Diese Seminare werden derzeit vorwiegend in Ausbildungskooperation mit den Psychoanalytischen Arbeitskreisen Linz/Graz und Innsbruck/Vorarlberg angeboten. In den kleinen Seminargruppen (bis zu 8 Teilnehmern) entsteht dabei für Sie ein Arbeitsklima, das sowohl den eigenen persönlichen Entwicklungsprozess als auch die Verinnerlichung des theoretischen Wissens in der Gruppe unterstützt, fördert und bewusst macht.

Darüber hinaus erfolgt der Wissenserwerb durch Teilnahme am allgemeinen Seminar des SAP, an Fortbildungsveranstaltungen innerhalb und außerhalb der österreichischen Arbeitskreise für Psychoanalyse sowie nationalen und internationalen psychoanalytischen Workshops, Seminaren, Tagungen, Kongressen und Symposien. Diesbezügliche aktuelle Informationen können Sie dieser Homepage entnehmen.

Oberstes Gremium in allen Belangen der Ausbildung ist die Ausbildungskommission. Sie besteht aus dem Vorstand des Vereins SAP, den Lehranalytikern, sowie den beiden Kandidatenvertretern der Ausbildung und entscheidet unter dem Vorsitz der Ausbildungsleitung in allen Ausbildungsangelegenheiten.

Die Lehranalytiker des Vereins sind für die die Durchführung von Lehranalysen und Lehrsupervisionen sowie die Abhaltung von Seminaren und anderen Lehrveranstaltungen zuständig. Regelmäßige Beratungsgespräche mit der Ausbildungsleitung, der Kandidatenvertretung und die mögliche Bereitstellung eines Tutors erleichtern ihre Ausbildung, welche innerhalb von 6 Jahren abgeschlossen werden kann und auch berufsbegleitend nicht länger als 12 Jahre dauern sollte.

Das klinische Praktikum dient der ersten Erfahrung im Umgang mit seelisch erkrankten Menschen, die Therapie unter Supervision dann den ersten Erfahrungen in der eigenen Behandlungspraxis. Mit der Durchführung von Psychoanalysen/Psychoanalytischen Psychotherapien unter Supervision können Sie nach erfolgreicher Absolvierung der Basisseminare, nach Absolvierung des psychotherapeutisch-psychosozialen Praktikums und der dazugehörigen Supervision sowie nach erfolgreicher Absolvierung des Praxisseminars beginnen und werden durch Ihren Supervisor und einen möglichen Tutor darin unterstützt.

Abschluss der Ausbildung:

Ihre Ausbildung wird mit der Vorstellung einer wissenschaftlichen Arbeit und der Präsentation eines Behandlungsfalls im Abschlusskomitee abgeschlossen. Mit dem erfolgreichen Abschluss können Sie dann beim zuständigen Bundesministerium eine Eintragung in die Psychotherapeutenliste und im Verein die ordentliche Mitgliedschaft beantragen.

Die psychoanalytische Ausbildung im SAP bildet nicht nur die Grundlage für Ihre weitere, staatlich anerkannte institutionelle oder freiberufliche Tätigkeit als Psychoanalytiker und psychoanalytischer Psychotherapeut. Der SAP als Verein bietet Ihnen auch in Ihrem weiteren Berufsleben eine Plattform zur Umsetzung Ihrer Interessen an Fortbildung, Ihrer Wünsche nach Supervision, Intervision und kollegialem Austausch sowie nach regionaler und internationaler Vernetzung.

*Die Verwendung der männlichen Formulierungen im Text dient der besseren Lesbarkeit. Die Beachtung der weiblichen Formulierungen ist dabei inhaltlich stets mitgedacht und beabsichtigt.